Ricardo Schwarz - Auftragsmalerei - Kreativworkshops & Originalkunst vom Künstler
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Diplomausstellung HfbK Dresden – Ein offener Brief an die Kunstwelt

Diplomausstellung – ein Ort der Selbstreflexion oder der Öffnung?

Jedes Jahr freue ich mich auf die Diplomausstellung an der HfbK Dresden. Und jedes Jahr verlasse ich die Ausstellung mit einem seltsamen Gefühl: einer Mischung aus Bewunderung für die kreativen Leistungen der jungen Künstlerinnen und Künstler und einer gewissen Enttäuschung.

Kunst für wen?

Was mich seit einigen Jahren immer mehr stört, ist die mangelnde Zugänglichkeit der Kunstwerke für ein breites Publikum. Während die Ausstellung zweifellos ein Fest für Kunstinteressierte ist, bleibt für den sogenannten "normalen" Kunstkonsumenten oft viel im Dunkeln.

Warum ist es so schwierig, zu jedem Kunstwerk ein paar erklärende Worte zu schreiben? Ein kurzer Text, der dem Betrachter einen Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers gibt, könnte die Wertschätzung für das Kunstwerk enorm steigern. Stattdessen findet man sich oft in Räumen wieder, gefüllt mit Kunst, die scheinbar für sich selbst sprechen soll. Aber nicht jedes Kunstwerk ist selbsterklärend. Manchmal braucht es einen kleinen Anstoß, um die Intention des Künstlers zu verstehen.Dies schreibe ich als Künstler.

Die fehlende Brücke zwischen Kunst und Betrachter

Es ist fast so, als ob die Kunststudierenden die Besucher ihrer Ausstellung völlig ausblenden. Dabei ist es gerade die Vielfalt der Interpretationen, die ein Kunstwerk so spannend macht. Wenn wir aber keine Anreize geben, sich mit einem Kunstwerk auseinanderzusetzen, dann wird es für viele zum reinen Augenschmaus, der schnell wieder vergessen ist.

Die Konsequenzen einer verschlossenen Kunstwelt

Diese fehlende Öffnung der Kunstwelt hat Konsequenzen. Wenn sich die Kunsthochschulen so sehr auf sich selbst konzentrieren und den Dialog mit dem Publikum vernachlässigen, dann ist es kein Wunder, dass die Förderung von Kunst zunehmend infrage gestellt wird.

Ein Appell an die Künstlerinnen und Künstler

Ich appelliere an die jungen Künstlerinnen und Künstler, an meine zukünftigen Kollegen; Öffnet eure Kunstwerke! Gebt dem Betrachter die Möglichkeit, sich mit euren Werken auseinanderzusetzen. Ein paar erklärende Worte, ein kurzes Statement oder ein Gespräch mit dem Künstler können den Unterschied machen.

Hoffnung für die Zukunft

Ich hoffe, dass sich die Situation in den kommenden Jahren ändert. Ich hoffe, dass die Diplomausstellung irgendwann auch für den geneigten Besucher zu einem Ort der Inspiration und des Dialogs wird. Bis dahin werde ich weiterhin die Ausstellungen besuchen und mich für eine Kunst einsetzen, die nicht nur für sich selbst spricht, sondern auch mit anderen in Kontakt tritt.

P.S.: Aus Gründen des Urheberrechts habe ich auch dieses Jahr auf Fotos der ausgestellten Arbeiten verzichtet.